Eigentlich wollte ich es hier unpolitisch lassen, aber
manchmal muss man eben Flagge zeigen. Und genauso eine Zeit ist gerade – Zeit
Flagge zu zeigen.
Ich bin Deutsche, geboren und aufgewachsen als Jüdin, aber
eben auch als Israelin. Zwei Herzen schlagen in meiner Brust und interessanter
Weise, immer eines lauter als das anderen, je nachdem in welchem Land ich
gerade bin.
Man kann auch sagen, ich bin kein Ganzes, ich bin zwei Halbe.
Zusammengesetzt aus zwei Ländern, die durch die Geschichte verbunden sind.
Man ist als Jude übrigens nicht automatisch Israeli, viele
Menschen verstehen das leider immer noch nicht. Ich kenne eine Menge Juden, die
waren noch nie in Israel und haben mit dem neuen, modernen Israel nichts am
Hut. Für sie ist Jerusalem eine Stadt in der Bibel. Das eine ist eine Religion,
das andere eine Nation.
Übrigens ist auch nicht Israeli automatisch Jude, das
allerdings haben fast alle verinnerlicht.
Aber ich bin alles zusammen: Jüdin, Israelin und auch
Deutsche, das geht.
Zurück zum Thema, es ist Zeit Flagge zu zeigen, und zwar die
Israelische.
Gern tut man das heutzutage ja nicht, man wird sehr gerne
angefeindet, mein Sohn sogar aus seiner Fussballmannschaft geschmissen, weil er
sich wagte zum Training im israelischen Nationaltrikot aufzulaufen. Er dachte,
wenn türkische und iranische Trikots ok sind, dann gilt das auch für
israelische.
Nein, gilt es nicht. Der (moslemische) Trainer verweigerte
ihm fortan das Training, er wurde als „du Jude“ tituliert, was nicht nett
gemeint war.
Letztendlich musste er den Verein verlassen. Muss ich darauf
hinweisen, dass vor der Zentrale des Vereins (eines des Grössten hier) ein
Mahnmal für die ermordeten Juden des 2. Weltkrieges gibt? Tja, tote Juden sind
halt besser zu ertragen, als Kinder, die in israelischen Trikot trainieren
wollen.
Egal, ich schweife ab. Seit einigen Jahren traut man sich
als Israeli nicht mehr wirklich auf die Strasse, da gibt es zum einen die nicht
ganz unerhebliche Gruppe furchteinflössender Migranten-Sprösslinge, die einen
auf offener Strasse bedrohen und bespucken.
Gut, die sind sowieso verloren und landen früher oder später
hinter schwedischen Gardinen, denn letztendlich sind das nur Kriminelle. Dass
ich in manch einer Dönerbude nicht bedient werde, kann ich verschmerzen, ich
esse sowieso keinen Döner.
(Der Fairnesshalber muss aber auch erwähnt werden, dass ich
schon tolle Unterhaltungen mit Iranern und Irakern hatte, die ich eben in solchen
Dönerbuden oder Obstläden kennengelernt habe. Und dieses kommt deutlich
häufiger vor, als das genannte Negativbeispiel....zu diesem Thema werde ich
bestimmt an späterer Stelle nochmals zurückkommen).
Das wirklich Schlimme, das ist die Mehrheit, die, die seit
Jahren von der Presse infiltriert wird, denen suggeriert wird, der Israeli als solcher
ist aggressiv, brutal und lässt alle Palästinenser hinter Mauer einsperren und
verhungern. Das sind diejenigen, die fröhlich zum Boykott israelischer Produkte
aufrufen, gleichzeitig aber mit den Verbrechern der Fatah Kooperationen abschliessen.
Diejenigen, die brüllen, Nazis raus, gleichzeitig aber
Israel boykottieren. Ich finde den Unterschied zwischen „Kauft nicht beim
Juden“ und „kauft nicht beim Israeli“ jetzt nicht soooo gross.
Als vor einigen Wochen ein Rabbi in Berlin auf offener
Strasse und im Beisein seines sechsjährigen Kindes angegriffen wurde, ging da
ein Aufschrei durch die Bevölkerung??? Nunja, es wurde von offizieller Seite davon abgeraten, Kippoth zu tragen, denn das
würde die Menschen provozieren.
Aha, also selbst Schuld, wer eine Kippa trägt, als Symbol
seiner Religionszugehörigkeit, ist selber Schuld, wenn er eines auf die Fresse
bekommt?
Tatsächlich ist es so, in den ersten 35 Jahren meines Leben
hier in Deutschland hatte ich nie mit Antisemitismus zu tun, klar Idioten gibt
es immer und überall, aber ich hatte das Gefühl, man kann als Jude hier gut
leben.
Seit ein paar Jahren ist das nicht mehr der Fall, siehe das
Beispiel meines Kindes. Früher hatte ich sogar einen Israel-Aufkleber am Auto,
heute würde das dem Auto sicher
nicht gut bekommen. Allein, wie oft mir geraten wird, ich solle doch besser
meine Kette mit dem David-Stern verstecken.
Gut, mit alledem habe ich gelernt zu leben, denn ich glaube
nach wie vor, Deutschland ist ein guter Platz zum Leben, auch und gerade für
Juden.
Aber jetzt ist eben die Zeit gekommen, Flagge zu zeigen für
Israel, Flagge für ein Land, das angegriffen wurde und sich wehrt. Ein Land
allerdings, dem nicht zugestanden wird, sich zu wehren.
Ich werde in nächster Zeit hier regelmässig Dinge berichten,
die in den deutschen Medien nicht berichtet werden, teils, weil es nicht in das
derzeitige Weltbild passt, teils, weil es einfach nicht interessant genug aus
Sicht der Medien ist.
Ich werde einfach meine Sicht der Dinge schreiben. Aus
meiner subjektiven Sicht.
Ich möchte hier betonen, natürlich bin ich pareiisch, auf
der Seite Israels, auf der Seite einer demokratisch gewählten Regierung. Das
heisst aber nicht, dass ich für diesen Krieg bin, auf gar keinen Fall. Ich
finde es schrecklich, auf beiden Seiten sterben Menschen und das ist
fürchterlich und sinnlos.
Aber ich werde keine Träne vergiessen, wenn ein
Terroristenführer der Hamas liquidiert wird.
Ich weine allerdings um eine Vision in der Menschen
friedlich nebeneinander leben, in Respekt füreinander und der jeweiligen
Religion. Ich weine um eine Vision, in der sich keiner über den anderen erheben
muss.